Grundschule Lenkungsgruppe Montessori Primarstufe

Montessori-Schulstandort Barbarastraße?

Das ablehnende Schreiben der Bezirksregierung zur Fortführung der Grundschule Barbarastraße war letztendlich dafür ausschlaggebend, dass der Schulausschuss in seiner letzten Sitzung mehrheitlich für die Schließung gestimmt hat. Meine Stimme war dabei. Damit ist das Konzept “KGS Barbarastraße” in Rothe Erde Geschichte.
Gleichwohl gebe ich den Schulstandort Barbarastraße nicht auf, denn die Schülerzahlen in Aachen geben es meiner Meinung nach durchaus her.

Aktuelle Schülerzahlen der umliegenden Grundschulen

Die Verwaltung hat den Mitgliedern des Schulausschusses auf meine Anfrage hin Zahlen der umliegenden Grundschulen zur Verfügung gestellt. Es sind dies:

  • GGS Brühlstraße
  • KGS Birkstraße
  • Montessori-Grundschule Eilendorf
  • KGS Düppelstraße
  • GGS Schönforst
  • Montessori-Grundschule Mataréstraße
  • KGS Mataréstraße

Die KGS Mataréstraße ist nur insofern von Interesse, da diese Schule ausläuft und letztmalig in 2016/2017 eine vierte Klasse (24 Kinder) bildet. Schülerinnen und Schüler im Einzugsbereich der KGS haben also in Zukunft die Montessori-Grundschule als Anspruchsschule.
Im Folgenden zu sehen sind die Schülerzahlen der Schulen im Schuljahr 2016/2017:
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In bunt sieht das so aus:
01_Schuelerzahlen_2016_Umgebung_Barbarastr
Die grünen Toppings stellen die “freien Kapazitäten” der Schulen dar, also bis zur maximalen Aufnahmezahl der jeweiligen Schule. Und man sieht sehr schön, dass die beiden Montessori-Schulen ein zart-grünes Häubchen haben, also kurz vor dem Limit sind (in Zahlen: jeweils nur noch 5 freie Plätze).
Das Zeichen scheint mir klar: Montessori ist offensichtlich in Aachen gefragt.

Ober- und Untergrenzen für die Klassenbildung in NRW

Die “Verordnung zur Ausführung des § 93 Abs. 2 Schulgesetz NRW” gibt die Klassenbildungswerte für die einzelnen Schularten vor. Der §6a beschreibt die Richtwerte für Grundschulen.
Demnach beträgt die Untergrenze einer Grundschulklasse 15 Kinder, die Obergrenze beträgt 29 Kinder. Sieht man sich die Zahlen oben für die Grundschulen in der Umgebung Barbarastraße an, zeigen die KGS Düppelstraße und vielleicht noch KGS Schönforst eine eher entspannte Auslastung. Die anderen Schulstandorte liegen in der durchschnittlichen Belegung über dem Mittelwert von 22 Kindern, in einigen Klassenstufen (4. Stufe GGS Brühlstraße, 1. Stufe Montessori-GS Eilendorf ) sogar am oberen Limit oder drüber.
Da ist also noch viel Luft nach unten.

Klassengröße in der Montessori-Pädagogik

Die Gründerin der Montessori-Pädagogik, Maria Montessori, ging der besseren sozialen, emotionalen und reifegradigen Durchmischung wegen von jahrgangsgemischten Klassenstärken zwischen 20 bis 40 Kindern je Gruppe aus. Mittlerweile haben sich Klassenstärken von 20 bis 25 Kindern etabliert, an einigen Schulen sogar weniger, was jedoch dem Montessorikonzept wohl eher widersprechen dürfte.
Nimmt man also an, dass 40 Kinder pro Klasse sinnvoll sind, wären das wegen der Jahrgangsmischung je 10 Kinder der Regelklassenstufen 1 bis 4. Selbst bei einer Mischung von nur zwei Regelklassenstufen (1 & 2, 3 & 4) blieben rechnerisch immer noch nur 20 Kinder pro Regelklassenstufe.
In der Montessori-GS Eilendorf starten rechnerisch im Schuljahr 2016/2017 aber bereits jeweils 27-28 Kinder in den ersten beiden Klassenzügen. Und in der Montessori Mataréstraße sind es immer noch 24 Kinder je Klassenzug der ersten Stufe.

Inklusion

Ja, Inklusion ist wichtig (dazu blogge ich nochens separat). Und ja, Inklusion funktioniert aktuell eher so mittel. Aber das ist ein anderes Thema.
Worauf ich hinaus will: Die Montessori-Pädagogik ist bestens auf Inklusion vorbereitet. Schon zu Gründungszeiten (also vor über 100 Jahren) hatte Maria Montessori die Einbeziehung von behinderten Kindern in den gemeinsamen Schulunterricht im Blick. Der Anteil der behinderten Kinder je Klassenverbund konnte ihrer Meinung nach sogar bei über einem Viertel liegen…

NRW-Geburtenstatistik

Wer dieser Tage weiterhin vom “demographischen Wandel durch fehlende Geburten” spricht, der missachtet die Tatsache, dass die NRW-Krankenhäuser in den letzten Jahren Geburtenrekorde vermelden. Diese Kinder werden spätestens in sechs Jahren vor Grundschultüren stehen.
Bleibt zu hoffen, dass es dann noch genügend Grundschulen gibt.

Auslastung Montessori Rothe Erde

Ich rechne mal überschlagsmäßig durch für die Variante “jahrgangsübergreifend 1&2, 3&4”, basierend auf den Zahlen in der obigen Tabelle:
Im Schuljahr 2016/2017 besuchen 478 Kinder die Montessori-Grundschulen Eilendorf und Mataréstraße.
In den Regelklassenstufen 1 & 2 sind es zusammen 248 Kinder, in den Regelklassenstufen 3 & 4 sind es zusammen 230 Kinder.
Die Montessori-Grundschule Eilendorf ist rechnerisch zweizügig, die Mataréstraße dreizügig ausgelegt.
Das macht bei 20 Kindern pro Regelklassenstufe und Zug 400 Kinder (Eilendorf: 160, Mataréstraße: 240).
78 Kinder hätten bei dieser konservativen Rechnung also die Möglichkeit, in einer weiteren Montessori-Grundschule Rothe Erde zumindest zwei Züge der Regelklassenstufen 1 & 2 zu bilden.
Das NRW-Schulgesetz gibt in §82 klar vor, wieviele Kinder und Züge für die Neueinrichtung einer Grundschule notwendig sind. Eine geringere Montessori-Gruppenstärke von z.B. 30-35 Kindern sowie die Anmeldung weiterer Kinder (die jetzt mangels Montessori-Plätzen in Regelschulen unterkommen müssen) dürfte eine zweizügige Grundschule über alle vier Regelklassenstufen ermöglichen.
Die “Montessori-Grundschule Rothe Erde” ist in meinen Augen also durchaus realisierbar.

Fazit

Mir ist ehrlich völlig unverständlich, warum die Idee, einen Montessori-Standort Rothe Erde zu eröffnen, die Eilendorfer Lehrer und Eltern in Schnappatmung versetzt. Die durchaus diskutable Alternative habe ich oben dargelegt. Und ich habe mehrfach in Interviews und im Ausschuss darauf hingewiesen, dass ich dieses Potenzial für den Schulstandort Rothe Erde sehe.
Und dass die anderen Fraktionen den Eilendorfern nach dem Mund reden, sobald Gegenwind zu spüren ist, war eigentlich abzusehen. Nächstes Jahr ist Wahl, da möchte man es sich mit seinen Wählern nicht verderben.
Für die anderen Fraktionen und für die Verwaltung ist damit jetzt nach eigener Aussage der Drops “Montessori-Schulstandort Rothe Erde” gelutscht. Und ich werde mit meinem dünnen Stimmchen im Aachener Schulausschuss ganz sicher diese gemeinschaftliche Blockadehaltung von GroKo, Restoppostion und Verwaltung nicht durchbrechen können.
Das muss meiner Meinung nach deshalb von unten nach oben geschehen: Die Eltern und Pädagogen könnten einsehen, dass eine Montessori-Grundschule Rothe Erde für alle Beteiligten jede Menge Vorteile bringt:

  • Optimale Gruppenstärke
  • Höheres Inklusionspotenzial
  • Bessere Umsetzung des Montessori-Konzeptes
  • Stärkung des Standortes Rothe Erde
  • Zukunftssichere Schulinfrastruktur

Sollten also meine Ausführungen überzeugen, müssten sie von sich aus aktiv die Errichtung dieses Standortes beim Ratsmitglied ihres Vertrauens einfordern. Erst dann bewegt sich da wieder etwas. Wählerstimmen… wissenschon. Ein popeliger Oppositions-Pirat erreicht da leider gar nichts alleine.
Das ist natürlich zunächst abstrakte Zahlenjonglage. Und vielleicht ist ja tatsächlich alles propper… nur leider haben die Kritiker, die anderen Fraktionen und die Verwaltung ihre Haltungen nur emotional statt rational unterfüttert. Wenn alles gut ist, wie es ist, dann hätte ich gerne fundierte, sachliche Kritik an dem Konzept, wie ich es oben beschrieben habe.
Bis dahin werde ich für meinen Teil weiterhin die Option “Montessori-Grundschule Rothe Erde” propagieren und hoffe,  dass die Bürger in der Umgebung dieses Schulstandortes jetzt aktiv werden.