Wer sich gewundert hat, dass es in meiner Berichterstattung der letzten Wochen etwas dünn geworden ist, bekommt hier die Auflösung des Rätsels.
In den letzten beiden Wochen haben sich zwei grundlegende Änderungen ergeben, die Auswirkungen auf meine bildungspolitische Arbeit haben.
Ende der Mitgliedschaft in der Piratenpartei
Ich bin aus der Piratenpartei ausgetreten.
Das hat nichts mit meiner längeren Sendepause zu tun. Auslöser war die letzte Pressemeldung der NRW-Piraten mit der Aussage, dass sie sich wegen der Corona-Krise am Aufruf zum Schulboykott beteiligen.
Weder das Wording, noch die Zielrichtung, geschweige denn die Grundhaltung entsprechen meiner Vorstellung von zeitgemäßer, zukunftsgewandter Sozial- und Bildungspolitik.
Und ich kann nicht nach vorne heraus dafür einstehen, dass wir alles Erdenkliche unternehmen müssen, um die Schulen schnellstmöglich wieder zu öffnen, während “die NRW-Partei” nach hinten heraus das genaue Gegenteil vertritt.
Es mag nicht allen klar sein, aber unser Augenmerk sollte nicht den gehegten Jugendlichen des Bildungsbürgertums gelten, die gerade vorm Abi stehen und auch zu Hause beste Bildungschancen haben, sondern denjenigen, für die der derzeitige Online- oder Fernunterricht mangels zeitgemäßeḿ Rechner die Hölle ist; die zu Hause niemanden haben, der auf die rechtzeitige Bearbeitung von Aufgabenzetteln achtet; die weder Frühstück noch Mittagessen bekommen, weil eben nicht die Mensa eine Etage drunter geöffnet hat. Und es sind nicht wenige, bei denen die Lehrkräfte während der Schulschließungen regelmäßig anrufen, um zu fragen, ob alles ok ist und wo man noch helfen könnte.
Dass die Landesregierung gerade das Krisenmanagement großflächig verkackt, ist mehr als deutlich (nur mal so: Das sind die selben, die auch die kommende Wirtschaftskrise und die noch heftigere Klimakrise “managen” sollen…). Aber wir sollten zusehen, dass wir im Hinblick auf die Kinder und Jugendlichen, die eh schon schweres Bildungsgepäck geschultert haben, so schnell wie möglich einen geregelten Schulbetrieb auf die Beine stellen. Und wenn es eine Million Euro mehr kostet, um in allen Klassenräumen Campingwaschbecken und Desinfektionsmittelspender aufzustellen, dann ist das eben so. Genau DAS sollten wir fordern. Mit Nachdruck!
Aber man kann natürlich auch anstrengungslos über die verpeilte Landesregierung moppern und weiterhin Schulschließungen als Status-Quo fordern. Dann halte ich aber eben nicht mehr meinen Namen für die Piraten hin.
Ausscheiden aus den Schulausschüssen von Stadt und StädteRegion Aachen
Der Grund für meine Sendepause ist der, dass ich in letzter Zeit und auch auf nicht absehbare Zeit privat und beruflich sehr stark eingespannt bin. Ich konnte mich deswegen immer weniger um eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung der Sitzungen kümmern. Das passt aber nicht zu dem Anspruch, den ich an meine Ausschussarbeit habe, und es wäre dem Thema und allen Beteiligten gegenüber nicht angemessen, wenn ich einfach bis September meine Zeit in den Ausschüssen unmotiviert absitze, ohne fundiert diskutieren und abstimmen zu können.
Entsprechend habe ich meine Sitze als sachkundiger Bürger in den Schulausschüssen abgegeben.
Für die Stadt Aachen ist dankenswerter Weise unser Ratsherr Thomas spontan eingesprungen. Zukünftig wird sich jemand finden, der dauerhaft am Schulausschuss teilnimmt.
Für die StädteRegion Aachen ist es leider nicht möglich, einen Ersatz zu stellen. Seit damals kurz nach der Wahl ein Pirat mit seinem Mandat zu einer anderen Partei gewechselt ist, sitze ich ohne Vertretung im Ausschuss. Falle ich aus, fällt der Sitz weg. Zumindest ist das mein Wissensstand. In der laufenden Wahlperiode bleibt mein Stuhl damit für die beiden letzten Sitzungen leer.
Resümee
Um hier gleich mal keine falschen Ideen aufkommen zu lassen:
Es liegt explizit nicht an den Aachener Piraten, dass ich in den Sack haue. Im Gegenteil: Ich habe ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen, denn sie haben sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als ernstzunehmende Kommunalpolitiker erarbeitet; mit zeitweisen Durchhängern zwar, aber das ist bei der Menge an komplexen Themen und den nur überschaubaren Ressourcen durchaus nachvollziehbar. 150% kann man mal bringen, aber eben nicht dauerhaft.
Ich empfand die vergangenen fast sechs Jahre in “meinen” Schulausschüssen als sehr spannend und lehrreich. Ich habe unglaublich viel über kommunale (Bildungs-)Politik, Schulverwaltung auf kommunaler und Landesebene und Themen wie Inklusion, Integration und Digitalisierung der Bildung gelernt. Ich habe viele engagierte Menschen unterschiedlicher Parteien und Institutionen kennengelernt, ich habe die Not und den Umgang mit Kompromissen erfahren und Politikschach gespielt. Das alles wird bemerkenswert bleiben. Und ein Stück weit werde ich es auch vermissen.
Ich kann Euch nur ans Herz legen, mal zur Partei Eures Vertrauens zu gehen und in die Kommunalpolitik zu schnuppern. Es ist anstrengend und nicht immer befriedigend, aber es ist meistens spannend.
Und jetzt?
Ich habe meine Twitter- und Facebook-Accounts gelöscht. “Navelbrush” ist Geschichte.
Diesen Blog mit allen seinen Beiträgen lasse ich offen, weil ich denke, dass da im Laufe der Zeit viele interessante Sachen zustande gekommen sind, die für zukünftige Entscheidungen und Recherchen hilfreich sein können. Mittelfristig werde ich die Seiten als statische Seiten archivieren, um von diesem WordPress-Krempel wegzukommen.
Ich gehe zu keiner anderen Partei, sondern konzentriere mich auf Privat- und Jobkram, wobei angesichts der drohenden Wirtschaftskrise der Job im Vordergrund steht. Ich habe sehr wenig Hoffnung, dass wir die Klimakrise noch in den Griff bekommen (Autokinos sind ja gerade wieder der heiße Scheiß…), aber ich werde versuchen, meinen kleinen Teil für ein Gelingen beizutragen.
Zeitgemäße Bildung interessiert mich weiterhin, Integration/Inklusion ebenfalls. Entsprechend werde ich mich vermutlich auf der einen oder anderen Veranstaltung herumdrücken. Und ganz vielleicht gibt es ein Bildungsprojekt, dass ich unterstützen kann, wenn es meine Zeit erlaubt. Wir werden sehen.
Das war es. Schön war es.
Wer sich gewundert hat, dass es in meiner Berichterstattung der letzten Wochen etwas dünn geworden ist, bekommt hier die Auflösung des Rätsels.
In den letzten beiden Wochen haben sich zwei grundlegende Änderungen ergeben, die Auswirkungen auf meine bildungspolitische Arbeit haben.
Ende der Mitgliedschaft in der Piratenpartei
Ich bin aus der Piratenpartei ausgetreten.
Das hat nichts mit meiner längeren Sendepause zu tun. Auslöser war die letzte Pressemeldung der NRW-Piraten mit der Aussage, dass sie sich wegen der Corona-Krise am Aufruf zum Schulboykott beteiligen.
Weder das Wording, noch die Zielrichtung, geschweige denn die Grundhaltung entsprechen meiner Vorstellung von zeitgemäßer, zukunftsgewandter Sozial- und Bildungspolitik.
Und ich kann nicht nach vorne heraus dafür einstehen, dass wir alles Erdenkliche unternehmen müssen, um die Schulen schnellstmöglich wieder zu öffnen, während “die NRW-Partei” nach hinten heraus das genaue Gegenteil vertritt.
Es mag nicht allen klar sein, aber unser Augenmerk sollte nicht den gehegten Jugendlichen des Bildungsbürgertums gelten, die gerade vorm Abi stehen und auch zu Hause beste Bildungschancen haben, sondern denjenigen, für die der derzeitige Online- oder Fernunterricht mangels zeitgemäßeḿ Rechner die Hölle ist; die zu Hause niemanden haben, der auf die rechtzeitige Bearbeitung von Aufgabenzetteln achtet; die weder Frühstück noch Mittagessen bekommen, weil eben nicht die Mensa eine Etage drunter geöffnet hat. Und es sind nicht wenige, bei denen die Lehrkräfte während der Schulschließungen regelmäßig anrufen, um zu fragen, ob alles ok ist und wo man noch helfen könnte.
Dass die Landesregierung gerade das Krisenmanagement großflächig verkackt, ist mehr als deutlich (nur mal so: Das sind die selben, die auch die kommende Wirtschaftskrise und die noch heftigere Klimakrise “managen” sollen…). Aber wir sollten zusehen, dass wir im Hinblick auf die Kinder und Jugendlichen, die eh schon schweres Bildungsgepäck geschultert haben, so schnell wie möglich einen geregelten Schulbetrieb auf die Beine stellen. Und wenn es eine Million Euro mehr kostet, um in allen Klassenräumen Campingwaschbecken und Desinfektionsmittelspender aufzustellen, dann ist das eben so. Genau DAS sollten wir fordern. Mit Nachdruck!
Aber man kann natürlich auch anstrengungslos über die verpeilte Landesregierung moppern und weiterhin Schulschließungen als Status-Quo fordern. Dann halte ich aber eben nicht mehr meinen Namen für die Piraten hin.
Ausscheiden aus den Schulausschüssen von Stadt und StädteRegion Aachen
Der Grund für meine Sendepause ist der, dass ich in letzter Zeit und auch auf nicht absehbare Zeit privat und beruflich sehr stark eingespannt bin. Ich konnte mich deswegen immer weniger um eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung der Sitzungen kümmern. Das passt aber nicht zu dem Anspruch, den ich an meine Ausschussarbeit habe, und es wäre dem Thema und allen Beteiligten gegenüber nicht angemessen, wenn ich einfach bis September meine Zeit in den Ausschüssen unmotiviert absitze, ohne fundiert diskutieren und abstimmen zu können.
Entsprechend habe ich meine Sitze als sachkundiger Bürger in den Schulausschüssen abgegeben.
Für die Stadt Aachen ist dankenswerter Weise unser Ratsherr Thomas spontan eingesprungen. Zukünftig wird sich jemand finden, der dauerhaft am Schulausschuss teilnimmt.
Für die StädteRegion Aachen ist es leider nicht möglich, einen Ersatz zu stellen. Seit damals kurz nach der Wahl ein Pirat mit seinem Mandat zu einer anderen Partei gewechselt ist, sitze ich ohne Vertretung im Ausschuss. Falle ich aus, fällt der Sitz weg. Zumindest ist das mein Wissensstand. In der laufenden Wahlperiode bleibt mein Stuhl damit für die beiden letzten Sitzungen leer.
Resümee
Um hier gleich mal keine falschen Ideen aufkommen zu lassen:
Es liegt explizit nicht an den Aachener Piraten, dass ich in den Sack haue. Im Gegenteil: Ich habe ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen, denn sie haben sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als ernstzunehmende Kommunalpolitiker erarbeitet; mit zeitweisen Durchhängern zwar, aber das ist bei der Menge an komplexen Themen und den nur überschaubaren Ressourcen durchaus nachvollziehbar. 150% kann man mal bringen, aber eben nicht dauerhaft.
Ich empfand die vergangenen fast sechs Jahre in “meinen” Schulausschüssen als sehr spannend und lehrreich. Ich habe unglaublich viel über kommunale (Bildungs-)Politik, Schulverwaltung auf kommunaler und Landesebene und Themen wie Inklusion, Integration und Digitalisierung der Bildung gelernt. Ich habe viele engagierte Menschen unterschiedlicher Parteien und Institutionen kennengelernt, ich habe die Not und den Umgang mit Kompromissen erfahren und Politikschach gespielt. Das alles wird bemerkenswert bleiben. Und ein Stück weit werde ich es auch vermissen.
Ich kann Euch nur ans Herz legen, mal zur Partei Eures Vertrauens zu gehen und in die Kommunalpolitik zu schnuppern. Es ist anstrengend und nicht immer befriedigend, aber es ist meistens spannend.
Und jetzt?
Ich habe meine Twitter- und Facebook-Accounts gelöscht. “Navelbrush” ist Geschichte.
Diesen Blog mit allen seinen Beiträgen lasse ich offen, weil ich denke, dass da im Laufe der Zeit viele interessante Sachen zustande gekommen sind, die für zukünftige Entscheidungen und Recherchen hilfreich sein können. Mittelfristig werde ich die Seiten als statische Seiten archivieren, um von diesem WordPress-Krempel wegzukommen.
Ich gehe zu keiner anderen Partei, sondern konzentriere mich auf Privat- und Jobkram, wobei angesichts der drohenden Wirtschaftskrise der Job im Vordergrund steht. Ich habe sehr wenig Hoffnung, dass wir die Klimakrise noch in den Griff bekommen (Autokinos sind ja gerade wieder der heiße Scheiß…), aber ich werde versuchen, meinen kleinen Teil für ein Gelingen beizutragen.
Zeitgemäße Bildung interessiert mich weiterhin, Integration/Inklusion ebenfalls. Entsprechend werde ich mich vermutlich auf der einen oder anderen Veranstaltung herumdrücken. Und ganz vielleicht gibt es ein Bildungsprojekt, dass ich unterstützen kann, wenn es meine Zeit erlaubt. Wir werden sehen.
Das war es. Schön war es.