Im letzten Schulausschuss der StädteRegion gab es, ausgelöst durch meine Anmerkungen, eine kurze Diskussion zum NRW-Landesvorhaben “Kein Abschluss ohne Anschluss”.
Ich sehe KAoA sehr kritisch. Und weil ich nicht möchte, dass meine Argumentation in meinem umfänglichen Ausschussbericht untergeht, packe ich den Teil einfach hier in einen eigenen Blogpost.
Schule ist nicht prinzipell dazu da, Arbeitnehmer zu produzieren. Sie soll aufgeschlossene, verständnisvolle, souveräne, kritische, verantwortungsbewusste, zuversichtliche und mündige Bürger hervorbringen. Das mit dem Arbeitsleben ergibt sich meiner Meinung nach von ganz alleine, wenn der Unterricht Interessen weckt und fördert. Entsprechend halte ich das KAoA-Konzept in weiten Teilen für eine Steuergeldverbrennungsmaschine und eine umfassende und unreflektierte Rekrutierung von Arbeitskräften (kurz: für ausgemachten Humbug).
- Eintägige standardisierte und von anonymen „Beobachtern“ durchgeführte „Potenzialanalysen“ sollen mit zweifelhaften Managementspielchen in dieser Ausnahmesituation die Stärken und Schwächen von 14-jährigen Menschen aufzeigen; junge Menschen, die darüber hinaus in dem Alter sicher alles andere im Kopf haben als das, was sie den Rest ihres Lebens arbeiten wollen.
- Eine anschließende systematisierte und in weiten Teilen mit den Wirtschaftsverbänden abgestimmte „Berufsfelderkundung“ soll die solcherwegs verorteten Interessen und Stärken mit den entsprechenden Arbeitgebern zusammenbringen.
Selbst, wenn man auch nur im Ansatz und mit viel gutem Willen das Projekt „Kein Abschluss ohne Anschluss“ gutheißt: KAoA läuft in NRW seit Ende 2011, also seit jetzt sechs Jahren. Seitdem sind sowohl die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch die Zahl der unversorgten Ausbildungsbewerber in NRW stetig gestiegen. Für die StädteRegion Aachen liegen mir keine Zahlen vor. Die Verwaltung meinte zwar, das sähe hier etwas anders aus, aber da bräuchte ich schon etwas belastbare Werte. Zumindest das Jobcenter der StädteRegion Aachen schweigt sich über hiesige Ausbildungsplatzzahlen aus:
Für die ausgewählte Region stehen im <Zeitraum> keine Ausbildungsstellenmarkt-Daten zur Verfügung.
Falls da jemand™ Zahlen hat, gerne her damit.
Dafür tummelt sich bei KAoA eine wilde Gemengelage an diversen freien Trägern für die „Potenzialanalysen“ im KAoA-Projekt, was natürlich nicht verwundert: Sie bekommen Geld dafür, wenn sie Honorarkräfte einen Tag lang Kinder in einem Assessment-Center beobachten und anhand standardisierter Fragebögen bewerten lassen. Leicht verdientes Geld also.
Im NRW-Landeshaushalt 2018 sind 14 Mio Euro für KAoA vorgesehen. Das Geld wäre sinnvoller in Schulen und Lehrkräfte für die Förderung der Jugendlichen vor Ort investiert.
Zu meiner Frage nach der „Evaluation“ von KAoA: Mehrfach wiesen sowohl Verwaltung als auch die anderen Ausschuss-Mitglieder darauf hin, dass eine Evaluation von KAoA nicht möglich sei. Das wage ich zu bezweifeln: Aus meiner Zeit als ISO9001-Auditor weiß ich, dass man alles evaluieren kann; die Frage ist nur, mit welcher Zielsetzung.
- Will man sich rechtfertigen: Viel Papierkram hilft viel! Wer schreibt, der bleibt.
- Will man ein detailliertes Verständnis für seine Prozesse und einen klaren Blick auf das Ergebnis bekommen, findet man aussagekräftige Zahlenquellen.
Für jährliche zweistellige Millionenbeträge kann ich erwarten, dass man nach zwei, drei oder vier Jahren prüft, wieviele Jugendliche entsprechend ihrer „Potenzialanalyse“ eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz erhalten haben. Oder eben nicht. Aber das passiert nicht. Warum nicht?
Muss ich erwähnen, dass alle anderen KAoA ganz toll finden?
Es war eine Mitteilungsvorlage ohne Abstimmung. In der Übersicht markiere ich sie als abgelehnt. Und das werde ich bei den zukünftigen Vorlagen zu KAoA ebenfalls machen.
Übrigens: In 2015 gab es noch Schulen in NRW, die sich gegen die Vereinnahmung durch KAoA sperrten. Leider ist KAoA mittlerweile verpflichtend, wobei ich mich frage, was mit den Kindern passiert, deren Eltern die Einverständniserklärung nicht unterschreiben und damit der Datenweitergabe widersprechen… *knickknack*
Im letzten Schulausschuss der StädteRegion gab es, ausgelöst durch meine Anmerkungen, eine kurze Diskussion zum NRW-Landesvorhaben “Kein Abschluss ohne Anschluss”.
Ich sehe KAoA sehr kritisch. Und weil ich nicht möchte, dass meine Argumentation in meinem umfänglichen Ausschussbericht untergeht, packe ich den Teil einfach hier in einen eigenen Blogpost.
Landesvorhaben „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – Übergang Schule-Beruf in NRW“; Aktueller Umsetzungsstand in der StädteRegion Aachen (2017) – 2017/0507
Schule ist nicht prinzipell dazu da, Arbeitnehmer zu produzieren. Sie soll aufgeschlossene, verständnisvolle, souveräne, kritische, verantwortungsbewusste, zuversichtliche und mündige Bürger hervorbringen. Das mit dem Arbeitsleben ergibt sich meiner Meinung nach von ganz alleine, wenn der Unterricht Interessen weckt und fördert. Entsprechend halte ich das KAoA-Konzept in weiten Teilen für eine Steuergeldverbrennungsmaschine und eine umfassende und unreflektierte Rekrutierung von Arbeitskräften (kurz: für ausgemachten Humbug).
Selbst, wenn man auch nur im Ansatz und mit viel gutem Willen das Projekt „Kein Abschluss ohne Anschluss“ gutheißt: KAoA läuft in NRW seit Ende 2011, also seit jetzt sechs Jahren. Seitdem sind sowohl die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch die Zahl der unversorgten Ausbildungsbewerber in NRW stetig gestiegen. Für die StädteRegion Aachen liegen mir keine Zahlen vor. Die Verwaltung meinte zwar, das sähe hier etwas anders aus, aber da bräuchte ich schon etwas belastbare Werte. Zumindest das Jobcenter der StädteRegion Aachen schweigt sich über hiesige Ausbildungsplatzzahlen aus:
Falls da jemand™ Zahlen hat, gerne her damit.
Dafür tummelt sich bei KAoA eine wilde Gemengelage an diversen freien Trägern für die „Potenzialanalysen“ im KAoA-Projekt, was natürlich nicht verwundert: Sie bekommen Geld dafür, wenn sie Honorarkräfte einen Tag lang Kinder in einem Assessment-Center beobachten und anhand standardisierter Fragebögen bewerten lassen. Leicht verdientes Geld also.
Im NRW-Landeshaushalt 2018 sind 14 Mio Euro für KAoA vorgesehen. Das Geld wäre sinnvoller in Schulen und Lehrkräfte für die Förderung der Jugendlichen vor Ort investiert.
Zu meiner Frage nach der „Evaluation“ von KAoA: Mehrfach wiesen sowohl Verwaltung als auch die anderen Ausschuss-Mitglieder darauf hin, dass eine Evaluation von KAoA nicht möglich sei. Das wage ich zu bezweifeln: Aus meiner Zeit als ISO9001-Auditor weiß ich, dass man alles evaluieren kann; die Frage ist nur, mit welcher Zielsetzung.
Für jährliche zweistellige Millionenbeträge kann ich erwarten, dass man nach zwei, drei oder vier Jahren prüft, wieviele Jugendliche entsprechend ihrer „Potenzialanalyse“ eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz erhalten haben. Oder eben nicht. Aber das passiert nicht. Warum nicht?
Muss ich erwähnen, dass alle anderen KAoA ganz toll finden?
Es war eine Mitteilungsvorlage ohne Abstimmung. In der Übersicht markiere ich sie als abgelehnt. Und das werde ich bei den zukünftigen Vorlagen zu KAoA ebenfalls machen.
Übrigens: In 2015 gab es noch Schulen in NRW, die sich gegen die Vereinnahmung durch KAoA sperrten. Leider ist KAoA mittlerweile verpflichtend, wobei ich mich frage, was mit den Kindern passiert, deren Eltern die Einverständniserklärung nicht unterschreiben und damit der Datenweitergabe widersprechen… *knickknack*